ISO 9001:2015 und das EFQM-Modell

ISO 9001:2015 und EFQM-Modell

In der ISO 9001:2015 sind zu einem deutlich höheren Anteil die Kriterien des EFQM-Modells wiedererkennbar, als dies in der Vorgängerversion ISO 9001:2008 der Fall war. Deutliche Bezüge sind zu erkennen bei den Erfordernissen und Erwartungen interessierter Parteien (aufgeführt u.a. im Kriterium 1c, 2a), dem Erkennen und Berücksichtigen von Chancen und Risiken (2a), dem Festlegen von Verantwortlichkeiten und Befugnissen der Mitarbeiter hinsichtlich von Prozessen (3c,5a) und in anderen Beispielen. In weiteren Kapiteln der ISO erkennt man eine ganze Reihe von Ansatzpunkten  zum EFQM-Modell.

Eine Zertifizierung (z.B. nach ISO 9001) verspricht heute  häufig keinen Wettbewerbsvorteil mehr, sondern ist in vielen Betrieben zu einer Selbstverständlichkeit geworden. Natürlich bieten vor allem in der Frühphase der Einführung solche QM-Systeme einen erheblichen Nutzen. Aufgrund unserer langjährigen Erfahrungen als Zertifizierungsauditoren erkennen wir bei Betrieben, die schon seit einer Reihe von Jahren QM-Systeme eingeführt haben, gewisse „Abnutzungserscheinungen“. Eine Reihe von langjährig zertifizierten Unternehmen kommt langsam an einen Punkt, an dem sie feststellen, dass der „Grenznutzen“ ihres Systems erreicht wird und dass nicht wirklich weitere Verbesserungspotentiale erkannt werden können. Audits und Reviews werden durchgeführt, weil es „mal wieder Zeit geworden ist“ oder weil halt ein Audit (intern oder extern) ansteht. Mit diesen Audits wird dann nur der „status quo“ zementiert, Verbesserungen werden keine mehr erkannt, es handelt sich nur noch um schematische Wiederholungen.

Wie soll es dann weitergehen?

Macht es nicht Sinn, darüber nachzudenken, wie man wieder neuen „Schwung“ und neues Leben in die Organisation bringen kann? Erfreulicherweise suchen immer mehr Unternehmen nach neuen Möglichkeiten, ihr bestehendes QM-System aus dem Dornröschenschlaf zu wecken und weiterzuentwickeln. Hier stellt die Philosophie des TQM (Total Quality Management) mit Zielsetzung des Business Ecellence eine erfolgversprechende Alternative dar. Dieser EFQM Excellence-Ansatz ist eine moderne „Übersetzung“ der alten TQM-Idee. Im Gegensatz zu einer Norm, die immer eine bestimmte Zielrichtung verfolgt, geht es bei Business Excellence nicht mehr um das bloße Erfüllen einer Norm, sondern um den Aufbau einer von allen Unternehmensmitgliedern getragenen Philosophie. In kleineren Unternehmen herrscht jedoch vielfach die Meinung vor, dass Business Excellence (BE) nur etwas für große, finanzstarke Unternehmen ist. Dem ist jedoch nicht so; gerade kleinere Firmen können aufgrund ihrer Flexibilität bei der Einführung und Durchführung von BE besser abschneiden als Vergleichsgruppen. Um festzustellen, wo sich Ihr Unternehmen auf dem Weg in Richtung Business Excellence befindet, ist das EFQM-Modell ein geeignetes Instrument, mit dem Sie Ihre Leistungen bewerten können und gleichzeitig alle unternehmensspezifischen Belange berücksichtigen.

Während sich ein Qualitätsmanagementsystem auch heute noch (nach der ISO-Revision) stark auf Kernprozesse und Produkt konzentriert, sieht EFQM einen ganzheitlichen Ansatz vor, mit dem Business Excellence erreicht werden kann.

Vor einer eingehenden Beschäftigung mit dem Thema ist es jedoch erforderlich, die Grundkonzepte des EFQM-Modells (die Basis für Ihre TQM-Philosophie) zu kennen. Darauf werden wir im nächsten Beitrag an dieser Stelle eingehen.